Fliegergedicht

Motorsegler

Wer fliegt so vermessen durch Schauer und Dreck?
Wer hält seinen Kurs gar verbissen und keck?
Es ist der Vater, mit Kindern und Frau,
den Flugschein hat er zwei Wochen genau.

"O Vater, wie schaukelt das Flugzeug so wild?
Wann kommt denn die Nordsee, wann sind wir auf Sylt?"
"Ach Tochter, verschone mit Fragen mich jetzt,
ich glaube der Wind hat uns böse versetzt!"

"Und Vater, o Vater, ich seh´ gar nichts mehr,
nur schwarzgraue Waschküche rings um uns her."
"Mein Sohn, man findet nun mal die Sicht
im Nimbostratus nicht!"

Den Vater grausets, er fliegt geschwind,
die Mutter wimmert, es weint ein Kind.
Der Kreiselkompass klebt fest auf Nord,
dafür lief der andere unmerklich fort.

Man fliegt schon vier Stunden, der Kraftstoff wird knapp,
da blickt der Filius durch Zufall hinab:
"Sieh Vater! Die Erde! Ein Wolkenloch dort!"
"Schnallt fest eure Gurte, wir landen sofort!"

Es knallt bei der Landung, das Flugzeug war hin,
der Vater blickt starr zu dem Wegweiser hin:
Nur siebenmal ein Kilometer genau
per Landstraße bis Oberammergau!
VOR frei nach Erlkönig

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